Zwei Jahre „Naturnah“ am Wasserwerk

Harken für die Arten­vielfalt

Bei strahlendem Sonnenschein machte sich am 8. März ein bunt gemischtes Team freiwilliger Helfer der Stadtwerke Burgdorf und der örtlichen NABU-Gruppe daran, das ­Außengelände des Wasserwerks abzuharken. Dort ist vor gut zwei Jahren im Rahmen des Projekts „Außenstelle Natur – Firmengelände naturnah gestalten“ eine naturnahe Fläche entstanden, die heimischen Pflanzen, Wildbienen und anderen Insekten sowie Vögeln ein neues Zuhause gibt.

© Joachim Lührs

Nach getaner Harkarbeit war es Zeit für einen kleinen Imbiss und einen Schnack mit Hans-­Jürgen Sessner vom NABU, der sich nach zwei Jahren „­Naturnah“ am Wasserwerk zufrieden mit dem ­Ergebnis zeigt: „Wir haben hier zusammen mit den Stadtwerken Burgdorf eine kleine Oase der Artenvielfalt geschaffen. Dies ist ein Vorzeigeprojekt, das von unserer Seite aus gerne Schule machen darf.“

Warum Harken die Artenvielfalt fördert

Durch das Ausharken der Fläche werden viele Nährstoffe entfernt. Ein „magerer“ Boden bietet nämlich viel mehr Platz für die Ansiedlung heimischer Pflanzenarten. Durch das Harken entstehen offene Bodenstellen, auf denen die Pflanzen aussamen können. Der etwas zerzauste Eindruck ist also kein Fehler, sondern ein Zeichen für ökologische Nachhaltigkeit. Sicher mag manch einer den gepflegten Wembleyrasen schöner finden – Pflanzen, Insekten und Vögel würden sich im Zweifel aber wohl immer für die naturnahe Variante entscheiden. Laut Hans-Jürgen Sessner soll am Wasserwerk einer vielfältigen Blütenpracht der Boden bereitet werden: „Es wird über die Jahre noch mehr werden, letztendlich ist es aber der Natur überlassen, was sie daraus macht. Wir helfen nur ein bisschen nach.“

Hans-Jürgen Sessner vom NABU Burgdorf-Lehrte-Uetze e. V.

Bevorzugte Adresse für erdnistende Wildbienen: das Sandarium

Neben dem geharkten Boden bietet die große offene Fläche des Sandariums einen artgerechten Lebensraum für erdnistende Insekten wie Wildbienen, Sandwespen, Sandlaufkäfer und Co. Zwischen Sand und Totholz fühlen sie sich pudelwohl und finden perfekte Bedingungen, um ihre Eier abzulegen.


Das Sandarium am Wasserwerk © Hans-Jürgen Sessner

Seit zwei Jahren blüht und gedeiht das Leben

Im Turmfalkenkasten hat sich ein Falkenpärchen eingenistet, das im Frühjahr Junge bekommt, auch die Fledermauskästen werden von der heimischen Fledermausart genutzt, und das Insektenhotel ist nahezu ganzjährig ausgebucht. Man kann sagen, dass in der „Außenstelle Natur“ am Wasserwerk Burgdorf ein kleines Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel entstanden ist. Und ganz nebenbei erfordert auch die Pflege rund um das Wasserwerk weniger Aufwand als vorher. Höchstens zwei Mal mit dem hauseigenen Rasenmäher mähen, der auch im Freibad für schöne Liegeflächen sorgt, und die Fläche ist das ganze Jahr über gut in Schuss.

Eine Infotafel klärt auf

Um die Bürgerinnen und Bürger darüber zu informieren, dass das scheinbar ungepflegte Areal in Wahrheit ein „Naturnah“-Projekt ist, wurde ein Schild aufgestellt, das die wichtigsten Hintergrundfakten zu dieser von vielen offiziellen Organisationen geförderten Naturzone liefert.

Bild: Joachim Jührs

Lichtblick für Insekten: die neue LED-Beleuchtung

Die bis dato taghelle, dauerhafte Beleuchtung des Wasserwerks hatte genau genommen für niemanden einen Nutzen, am wenigsten für schwirrende Insekten, die vom Licht angezogen werden. Da Wildblütenwiese, Sandarium und Wildbienennistwand angelegt wurden, um einen naturnahen Lebensraum zu schaffen, war es nur folgerichtig, auch die Beleuchtung anzupassen. Jetzt lässt sich die Beleuchtung per Fernbedienung nach Bedarf ein- und ausschalten und strahlt, soweit erforderlich, ein warmes, sonnenähnliches Licht, das heimische Insekten vollkommen kalt lässt.

Schon gewusst?

In Deutschland leben 560 bekannte Wildbienenarten. 70 ­Prozent bauen ihre Nester in den Boden. Durch Flächenversiegelung, Pestizide und Monokulturen ist die Insektenbiomasse in Deutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten um ca. 75 Prozent zurückgegangen. Gute Gründe, das Projekt ­„Außenstelle Natur“ zu unterstützen, zum Beispiel, indem Unternehmen Flächen auf dem Betriebsgelände naturnah gestalten.

Weitere Informationen

Cookie Consent mit Real Cookie Banner