Was Sie jetzt wissen sollten

Fragen und Antworten zur aktuellen Lage der Strom- und Erdgasversorgung — Die angespannte ­Versorgungslage bei Strom und Erdgas ist nach wie vor das beherrschende Thema. Jan-­Peter Blohm, Teamleiter
Front-Office bei den Stadtwerken, gibt Antworten zu den meistgestellten Fragen. (Stand: 26.10.2022)

© Joachim Lührs

Ist meine Erdgasversorgung gesichert, auch wenn die Notfallstufe eintritt?

Jan-Peter Blohm: Trotz des Wegfalls von russischen Gasimporten über die Pipeline NordStream 1 sind die Gasspeicher im Augenblick zu 97,73 Prozent gefüllt. Sollte es wider Erwarten zu einer akuten Mangellage kommen, tritt die Notfallstufe nach dem Notfallplan Gas der Bundesregierung ein. Dies bedeutet, dass die Abschaltreihenfolge der Abnehmer dann seitens der Bundesnetzagentur geregelt wird. Privathaushalte unterliegen hierbei neben Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen einem besonderen Schutz.

Was geschieht mit den Energiepreisen für Strom und Gas? Muss ich im nächsten Jahr erneut mit steigenden Preisen rechnen?

Jan-Peter Blohm: Bis zum Jahresende werden wir unsere Preise für Strom und Erdgas nicht erhöhen. Zum 1. Oktober 2022 wurden mit der Gasspeicherumlage und der Bilanzierungsumlage zwei weitere Umlagen für Erdgas erhoben, die wir an unsere Kunden und Kundinnen weitergeben. Die sogenannte Gasbeschaffungsumlage hingegen wurde von der Bundesregierung zurückgenommen. Gleichzeitig wurde auch die Mehrwertsteuer für den gesamten Erdgasverbrauch von 19 auf 7 Prozent bis März 2024 gesenkt. Dadurch ist der Preisanstieg durch die neuen Umlagen überkompensiert und die Gaspreise sind für unsere Kundinnen und Kunden zuletzt sogar leicht gesunken. Ab 2023 müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher allerdings auf Preiserhöhungen für Strom und Gas einstellen. Ab dem 01. März 2023 ist zudem die sogenannte Gaspreisbremse geplant. Dadurch soll der Verbrauch für ein Grundkontingent auf 12 ct/kWh gedeckelt werden. Das Grundkontingent beträgt 80 Prozent des Verbrauchs, der der Abschlagszahlung aus September 2022 zugrunde gelegt wurde. Nur für den darüberliegenden Verbrauch werden die Kosten in voller Höhe an unsere Kund*innen weiterberechnet.

Warum wird auch Strom teurer?

Jan-Peter Blohm: Dies hat mehrere Gründe. Zum einen funktioniert die Strombörse nach dem Merit-Order-Prinzip. Dies bedeutet, dass immer zuerst die günstigsten Stromerzeuger zum Zuge kommen. Die Strompreise hingegen richten sich nach der teuersten Produktionsweise, die notwendig ist, um die Nachfrage zu erfüllen. Nachfragespitzen werden häufig durch Gaskraftwerke abgefangen. Demnach ist der Strompreis direkt vom zurzeit hochpreisigen Erdgas abhängig. Da zeitweise mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke aufgrund von Wartungsarbeiten vom Netz genommen werden mussten, führte dies zu einer Verknappung des Angebots auf dem europäischen Strommarkt und somit zu steigenden Strompreisen. Daher wurden in der letzten Zeit auch vielerorts Kohlekraftwerke weiterhin oder wieder in Betrieb genommen. Ein weiterer Faktor für steigende Strompreise: die niedrigen Pegelstände der Flüsse in diesem heißen Sommer. Der Schiffsverkehr kam zum Erliegen und der Transport von Kohle wurde unterbrochen. Um Stromkundinnen und -kunden zu entlasten, plant die Bundesregierung ab Januar 2023 ebenfalls eine Preisbremse für Strom einzuführen. Genauere Informationen zur Ausgestaltung der Strompreisbremse sind derzeit noch nicht bekannt.

Wie wirken die Stadtwerke hohen Preisen entgegen?

Jan-Peter Blohm: Wir können unsere Kundinnen und Kunden, im Gegensatz zu vielen anderen Versorgern, auch im laufenden Jahr in einem angespannten Marktumfeld durch eine risikoaverse, d.h. Risiko vermindernde, Einkaufspolitik zu vergleichsweise moderaten Preisen mit Energie beliefern. Dennoch sind auch wir derzeitig mit steigenden Großhandelspreisen konfrontiert und sehen uns gezwungen, unsere Preise für das nächste Jahr zu erhöhen.

Warum fällt die Gasumlage jetzt doch weg und was kommt stattdessen?

Jan-Peter Blohm: Mit der Gasumlage sollten angeschlagene Gasimporteure, wie Uniper, gerettet werden. Ende September hat die Bundesregierung entschieden: Die Gasumlage wird gestoppt, da sie zusätzlich zu den hohen Energiepreisen eine weitere finanzielle Belastung für Verbraucher*innen bedeuten würde. Stattdessen sollen Großkonzerne wie Uniper nun verstaatlicht werden, wobei dies bei Uniper bereits geschehen ist. Uniper gehört neben Sefe und VNG zu den drei größten Unternehmen der Branche, die als systemrelevant gelten.

Kann ich bei den steigenden Energiekosten mit den Stadtwerken Ratenzahlungen vereinbaren?

Jan-Peter Blohm: Ja, dies bieten die Stadtwerke Burgdorf bereits an. Eine Ratenzahlung ist generell möglich. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Service-Teams stehen bei allen Fragen unter der Telefonnummer (05136) 9714-0 mit Rat und Tat zur Seite.


Was kann ich als Verbraucher*in tun?

Jede/r Verbraucher*in kann das Energiesparpotential der eigenen vier Wänden prüfen. Oft kann Energie bereits durch kleine Maßnahmen eingespart werden. Hier finden Sie effektive und einfache Energiespartipps.


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